Das Weihnachtsmonster –
Ein Märchen für die ganze Familie.

Grosses Herz in Koboldbrust

Alles, was ein echter Kobold braucht: scharfe Krallen, spitze Fledermausohren und lange Zähne. Doch Willie, ein etwas vereinsamter Kobold und Protagonist in einem Weihnachtsmärchen, bietet noch mehr. In Willies Koboldbrust schlägt nämlich ein grosses, mitfühlendes Herz, und in seinem Koboldkopf spuckt der innige Wunsch, eines Tages eben kein Kobold mehr, sondern ein Weihnachtsmonster zu sein, nach dem die „Gasse ohne Namen“ benannt werden könnte. Er begreift aber, dass er dafür die Hilfe anderer braucht und macht sich in der Folge in mehreren Kapiteln daran, den Bewohnern eben dieser namenlosen Gasse bei ihren persönlichen Problemen zu helfen. Grosse und kleine Heldentagen folgen, geschildert für Kinder, aber auch für Erwachsene.

Lebendige Zeichnungen

Zum Leben erweckt wird Kobold Willie im Theaterstück «Das Weihnachtsmonster» von Stephan Teuwissen. Und was für ein Leben: Da wird gegrunzt, gebellt, gelacht, geweint, geplaudert, gegrölt, geprotzt. Auf der Bühne spucken, solzieren und agieren pensionierte Matrosen, ein echter Teufel, eine untröstbare Dame, ein Bürgermeisterkönig, hagere Herren aus einem Eckhaus oder die Oberkoboldkommandierende, ein Bosporushuhn und ein trauriger Clown, dem der Witz ausgegangen ist. Ein krudes, aberwitziges und kunterbuntes Panoptikum – und doch nur schwarz-weiss: Alle Figuren sind lediglich auf festen Karton gezeichnet von Simone Fecker. Regula Frei und Franziska Neff schlüpfen in die verschiedenen Rollen und machen das Publikum mit den Eigenarten und Marotten der diversen Personen bekannt. Das Stück verzichtet bewusst auf eine üppige Ausstattung, sondern kommt mit wenig szenischen Mitteln aus. Als Requisiten werden lediglich besagte Zeichnungen sowie zehn Stühle eingesetzt. Und natürlich Stimme, Gestik und Mimik der beiden Darstellerinnen: Mal kleinlaut und schüchtern, mal wichtig und dominant, mal lustig, mal traurig, aber immer unter Einbezug des Publikums wird so die Geschichte von Willie und seinen kleinen Willie-Lichtern – Kerzen in den Fensterbögen – weitergesponnen.

Für die kleinen Zuschauer sind es vor allem die lebendig und lebhaft dargestellten Figuren, die sie in ihren Bann ziehen. Mitlachen, mitfiebern und mitfreuen, wenn sich am Schluss nach einer Schrecksekunde doch noch alles zum Besten wendet für das niedliche Weihnachtsmonster. Und die Grossen im Publikum können sich hintergründig Gedanken machen über reale Bezüge zum bisweilen allzu bürokratischen Alltag oder zu eigentlich kleinen Problemen, die unüberwindbar erscheinen, bis man von der richtigen Seite den richtigen Anstupf erhält, das Richtige zu tun. Unterhalten, zum Nachdenken anregen und einen beschaulichen Moment in der Vorweihnachtszeit schaffen – im «Weihnachtsmonster» erfolgreich unter einen Hut gebracht. (Stefan Hauser)